Bauernhaus Horninger - Rohrmayr

Das ehm. Gasthaus Horninger (früher Bauernhaus Rohrmayr) im August 2019 vor dem Abriß

Das Gebiet der heutigen Neuen Heimat bewahrte sich sehr lange seinen ländlichen Charakter. Erst mit dem Bau der sogenannten Hitlerbauten in den 1940er Jahren begann der Stadtteil Neue Heimat zu entstehen. In den Traunauen gab es stattliche Vierkanthöfe, die tw. heute noch bestehen. Sie waren größtenteils zur Herrschaft Tollet (nahe Grieskirchen/OÖ) abgabepflichtig.1 Doch die einstigen Agrarflächen mussten in den letzten Jahrzehnten überwiegend den Betriebsansiedlungen und manchmal auch Wohnbauten weichen. Von den einst sieben stattlichen Bauernhöfen sind heute nur noch drei übrig, wobei keiner davon mehr Mittelpunkt einer Landwirtschaft ist.

Im Franziszeischen Kataster wird ein geschlossener, komplett aus Stein erbauter Vierkanthof. Allerdings befand sich die Zufahrt zum Hof, und daher vermutlich auch der Hofeingang, an dessen Westseite. Beim Abbruch im Dezember 2019 wurde ersichtlich, dass das Gebäude nahezu komplett neu erbaut wurde, vermutlich nach dem Brand 1956. lediglich die Nordwest-Ecke zeigte gebrannte Ziegel und eine alte Holzdecke.

Da die Bewohner des Stadtteils bis ca. in die 1970er Jahre an Wochenenden sehr gerne in die Traun-Auen spazierten, gab es zwei Ausflugsgasthäuser. Zum einen das Gasthaus zur Franzosenhausbrücke. Zum anderen das Gasthaus Horninger, nach der Besitzerfamilie benannt. Das Gasthaus Horninger befand sich im Bauernhaus Rohrmayr, nach dem auch die Rohrmayrstraße benannt wurde. Direkt südlich befand sich lange Zeit der Trainingsplatz der legendären Fussballmannschaft ASTORIA.

Beim Horninger konnten auch Pferde eingestellt werden. Da es lange Zeit etwas weiter südlich eine Trabrennbahn mitten im damaligen Augebiet gab, kam es gar nicht so selten vor, dass man beim Spazierengehen jemanden mit einem Pferd sah. Ein gewisser Herr Schatzdorfer dürfte da sehr bekannt gewesen sein. Romana A. erzählte: Oh, das kenne ich auch noch. Nicht als Gasthaus, sondern an die Pferde erinnere ich mich gut. Bin in Kleinmünchen aufgewachsen und in den Ferien gern dort hin geradelt. Muss so um '79/ '80 herum gewesen sein. Einfach nur dort unter den alten Bäumen auf dem Koppelzaun sitzen und die Pferde beobachten war ein Seelenlabsal für ein Stahlstadtkind mit Hang zum Landleben 😀 Durfte sogar mit dem älteren Herren ein bisserl Stallluft schnuppern, longieren ausprobieren und bei den Übungsrunden mit den jungen Pferden mitgehen. Jedenfalls waren da Traber eingestellt, und der Herr, der die trainierte, war für mich im Volksschulalter schon ein älterer Herr. Er hatte immer einen grauen Arbeitsmantel an. Ich weiß nur noch, dass es da ein Pferd gab das Paris hieß, den fand ich sooo schön. Sowas bleibt in Erinnerung…


Zur Geschichte der Familie Horninger
Der stattliche Bauernhof vlg. Rohrmayr kam 1907 in den Besitz der Familie Horninger. Zuvor war es über eine längere Zeit im Besitz der Familie Leonfellner, wie aus Unterlagen des Landesarchiv OÖ hervorgeht. 1907 heiratet die Witwe des letzten Besitzers, Franz Leonfellner, den Matthias Horninger und bringt das "Rohrmayrgut" in die Ehe ein. Die genauen Besitzverhältnnisse und Details zur Familie Leonfellner werden dann im Buch veröffentlicht.

Lange Zeit wurde das zum Gasthaus umfunktionierte Bauernhaus der Fam. Horninger auch "Strohdachlwirt" genannt. Dieses Strohdach, das dem Bauernhof einen urigen Charme gab, wurde dem Gebäude und der Familie aber zum Verhängnis. 1956 brannte der Gebäudekomplex bis auf die Grundmauern ab. Doch die Familie Horninger gab nicht auf. Der gesamte Gebäudekomplex wurde 1957 wiederaufgebaut und die Gastwirtschaft weiter betrieben. In den frühen 1960er Jahren wurde hier beim Horninger die erste elektrische Kegelbahn errichtet. Zur Landwirtschaft gehörten 20-30 Joch Grundbesitz. Nachdem 1983 die Gastwirtschaft geschlossen wurde, bauten immer mehr Unternehmen auf den ehemaligen Gründen ihre Firmenniederlassungen. So blieb 2019 nur mehr ein kleiner grüner Gürtel rund um das Bauernhaus als freie Fläche bestehen.



August 2019: Bauernhaus Horninger, früher Rohrmayr.

August 2019: die Südseite mit der großen Scheune.

August 2019: die Ostseite mit dem flachen Gebäudeteil, in dem die Kegelbahnen untergebracht waren.

August 2019: die Ostseite mit dem flachen Gebäudeteil, in dem die Kegelbahnen untergebracht waren.





Nun steht dem Bauernhof das Ende bevor
Im August 2019 wurden erste Gerüchte an den Autor herangetragen, dass dieser Bauernhof abgetragen werden sollte. Damalige Gerüchte, die Fa. Linde würde sich für dieses Areal zur Erweiterung seiner Betriebsliegenschaft interessieren, waren falsch. Doch die damals befragten Mieter der Scheunen und Garagen im Bauernhof wussten, dass Ende November mit dem Abriß begonnen werden soll.

Eingeengt zwischen Metro, Autobahn und Firmengebäude waren zuletzt nur mehr Asylwerber und einige verbliebene Mieter in dem Bauernhaus untergebracht, die mit dem bevorstehenden Abbruch im Oktober 2019 den Hof verließen. Nun, im Dezember 2019, ist der Abbruch bereits zu mehr als die Hälfte durchgeführt. Einer der letzten Bauernhöfe der Neuen Heimat ist somit unwiderruflich weg. Was bleibt, ist die Erinnerung, wie schön es einst war, im Gasthaus Horninger.


Links
Eintrag auf Facebook mit einigen interessanten Hinweisen unserer geschätzten Follower.

Quellen:
1) Weidinger Brigitte. Die Neue Heimat - Geschichte und Geschichten eines Stadtteiles. S. 21. 2001. Verlag Freya, Unterweitersdorf.




Dezember 2019: Der Bagger lässt nichts gutes ahnen.

Diese Lampe stammt vmtl. vom Wiederaufbau 1957 und beleuchtete jahrzehntelang den Haupteingang.

Dezember 2019: Die Scheunen an der Südseite und die Kegelbahn an der Ostseite sind bereits demoliert.

Einer der letzten Bauernhöfe im Stadtteil Neue Heimat ist seit Dezember 2019 Geschichte.

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